E-Zigaretten, Heat-not-burn- und rauchfreie Tabakprodukte
Nikotinhaltige Produkte wie E-Zigaretten und Heat-not-burn-Produkte werden als Alternative zu Zigaretten immer beliebter. Dieses Informationsblatt stellt die verschiedenen erhältlichen Produkte vor und geht der Frage nach, ob sie schädlich für die Lunge sind
E-Zigaretten
E-Zigaretten sind batteriebetriebene Geräte, mit denen die Benutzer durch einen Verdampfer Nikotin einatmen können. Sie werden teilweise auch als Elektronische Nikotinabgabevorrichtungen (ENDS) bezeichnet. Unter diesen Begriff fallen auch Geräte wie Vaporizer, E-Hookahs, E-Pfeifen und E-Zigarren. Diese Geräte erhitzen eine Flüssigkeit und erzeugen so einen Dampf, den die Nutzer einatmen – sie „dampfen“ oder „vapen“. Der Dampf sieht zwar aus wie Wasserdampf, enthält tatsächlich aber keinerlei Wasser. Die Flüssigkeit besteht aus den chemischen Elementen Propylenglykol und/oder Glyzerin und wird in unterschiedlichen Aromen und mit verschiedenem Nikotingehalt angeboten. Im Gegensatz zu herkömmlichen Zigaretten enthalten die Geräte keinen Tabak.
Wie sicher sind E-Zigaretten?
Es ist nicht einfach, die Sicherheit von E-Zigaretten zu erforschen, denn es gibt Unterschiede zwischen den Geräten und zwischen der Art und Weise, wie sie von Rauchern benutzt werden. Außerdem verändern sich E-Zigaretten kontinuierlich und neue Geräte kommen auf den Markt. Derzeit sind Hunderte von Marken und Tausende von Aromen erhältlich. Da die Produkte relativ neu sind, gibt es noch keine Langzeitstudien, die die Folgen von E-Zigaretten über das gesamte Leben der Nutzer hinweg untersuchen. Durch das Rauchen verursachte Krankheiten brechen teilweise erst nach 30 bis 50 Jahren aus – und E-Zigaretten sind erst seit den frühen 2000erJahren weit verbreitet. Folglich sind ihre langfristigen Folgen noch unbekannt.
Es gibt jedoch zahlreiche Studien, die sich mit den kurzfristigen Gesundheitsfolgen von E-Zigaretten befassen. Im Rahmen dieser Studien wurde entdeckt, dass der Dampf von E-Zigaretten giftige und krebserregende Chemikalien enthält. Diese Chemikalien wurden in den meisten Fällen, aber nicht immer, in E-Zigaretten in geringeren Mengen entdeckt als in herkömmlichen Zigaretten. Es gibt Belege dafür, dass Körperzellen, die dem Dampf ausgesetzt sind, Schaden nehmen und aufhören zu funktionieren. Andere Belege zeigen einen Zusammenhang zwischen dem Dampf und dem Risiko, Entzündungen und Infektionen der Lunge zu entwickeln. Entzündungen der Lunge können Atemprobleme, Kurzatmigkeit und trockenen Husten auslösen.
Einige Studien zeigten, dass gesunde Benutzer von E-Zigaretten Reizungen der Atemwege und Anzeichen von Bronchitis aufwiesen. Groß angelegte Studien deckten auf, dass Benutzer von E-Zigaretten häufiger Anzeichen von Lungenproblemen haben als Menschen, die nie E-Zigaretten benutzt haben.
2019 traten Fälle einer neuen Krankheit auf, die unter anderem unter dem Namen „Vaping-assoziierte Lungenschädigung“ bekannt wurde. Ärzte in den USA meldeten Fälle von Menschen mit Symptomen wie Kurzatmigkeit, Fieber, Husten, Erbrechen, Durchfallerkrankungen, Kopfschmerzen, Schwindel und Schmerzen in der Brust. Einige dieser Menschen wurden sehr krank und mussten im Krankenhaus behandelt werden. Sehr wenige der am schwersten Betroffenen verstarben. Der Auslöser dieser Krankheit wurde noch nicht gefunden, doch es laufen Untersuchungen, um dem Problem auf den Grund zu gehen. Nahezu alle unabhängigen Studien haben negative gesundheitliche Folgen von E-Zigaretten aufgedeckt. Zudem gibt es Belege dafür, dass die Schädigungen sich langfristig auswirken und Krankheiten auslösen.
Können E-Zigaretten anderen schaden?
Es ist nicht klar, ob der Dampf einer E-Zigarette anderen Menschen in der näheren Umgebung schaden kann. Dieser Effekt wird auch als „Passivdampfen“ bezeichnet. Zwar ist der Schaden durch das Passivdampfen mit hoher Wahrscheinlichkeit weniger groß als der durch das Passivrauchen bei herkömmlichen Zigaretten – doch die begrenzten verfügbaren Erkenntnisse deuten darauf hin, dass ein gewisses Risiko bestehen könnte, insbesondere für gefährdete Gruppen wie ältere Menschen, Lungenkranke oder Schwangere. Neben den mit dem Dampf selbst verbundenen Risiken besteht außerdem die Gefahr, dass die Geräte explodieren oder sich selbst entzünden. Die meisten Experten sind überzeugt, dass E-Zigaretten schädlich sind. Da es jedoch keine langfristigen Daten zur Entwicklung von Krankheiten über die gesamte Lebensdauer von Nutzern gibt, kann derzeit keine belastbare Aussage zur Schädlichkeit von E-Zigaretten getroffen werden.
Können E-Zigaretten Rauchern beim Aufhören helfen?
E-Zigaretten werden häufig von Rauchern genutzt, die das Rauchen aufgeben möchten. E-Zigaretten werden zumeist als Konsumprodukt gekauft. Einige Länder erwägen, E-Zigaretten als Teil von Raucherentwöhnungsprogrammen anzubieten – vergleichbar mit herkömmlichen Hilfsmitteln der Raucherentwöhnung. In über 40 Ländern wurde der Verkauf von E-Zigaretten verboten. Die herkömmlichen Hilfsmittel der Raucherentwöhnung – wie Nikotinpflaster und -kaugummis – werden üblicherweise in Apotheken verkauft, wo die Apotheker entsprechende Beratung anbieten. Medizinische Entwöhnungsmethoden, etwa Produkte mit kontrolliertem Nikotingehalt, unterliegen einer staatlichen Regulierung. Teilweise werden Raucher auch an Psychologen verwiesen, die sie beim Kampf gegen die Sucht unterstützen. E-Zigaretten können im normalen Einzelhandel erworben werden. Die Benutzer unterziehen sich dann meist keiner systematischen Therapie, die ihnen beim Aufhören hilft. Der Nikotingehalt ist sehr unterschiedlich und wird nicht von den Gesundheitsbehörden reguliert.
Heat-not-burn-Tabakprodukte
„Heat-not-burn“- oder „rauchfreie“ Tabakprodukte sind elektronische Geräte, die im Gegensatz zu E-Zigaretten Tabak enthalten. Der Tabak wird auf eine hohe Temperatur erhitzt, ohne ihn anzuzünden. Dabei entsteht „Rauch“, den der Benutzer einatmet. Diese Produkte enthalten Nikotin, Zusatzstoffe und häufig auch Aromastoffe.
Derzeit gibt es keine Belege dafür, dass sie weniger schädlich sind als herkömmliche Zigaretten. In Heat-not-burn-Produkten wurden 20 schädliche Chemikalien sogar in höherer Konzentration gefunden als im Rauch herkömmlicher Zigaretten. Die Benutzer sind auch in stärkerem Maße schädlichen Chemikalien ausgesetzt als bei E-Zigaretten. Es gibt gewisse Belege dafür, dass Heat-not-burn-Produkte neue Chemikalien enthalten, die in herkömmlichen Zigaretten nicht zu finden sind, und die giftig und schädlich sein könnten. An Menschen und Tieren durchgeführte Studien kamen zu dem Ergebnis, dass diese Produkte die Lunge schädigen. Zudem haben Studien ergeben, dass Raucher, die zu Heat-not-burn-Tabakprodukten gewechselt sind, mit Blick auf die Funktion oder Entzündung ihrer Lunge keine Besserung gezeigt haben. Auch bei diesen Produkten gibt es starke Unterschiede zwischen den einzelnen Marken – doch es gibt gewisse Belege dafür, dass die Giftstoffe im Dampf krebserregend sein könnten. Es keine Belege dafür, dass Raucher herkömmliche Zigaretten aufgeben und nur noch Heat-not-burn-Tabakprodukte gebrauchen. Derzeit gibt es keine.
Rauchfreier Tabak
Rauchfreier Tabak kann gekaut oder auf der Innenseite der Lippe platziert werden (in diesem Fall spricht man von Snus). Dabei werden Tabak und Nikotin freigesetzt. Das Nikotin gelangt über das Zahnfleisch in den Blutkreislauf. Die Benutzer spucken während des Vorgangs häufig aus, weil dabei eine große Menge Speichel gebildet wird. Rauchfreie Tabakprodukte unterscheiden sich in der Zusammensetzung, doch viele von ihnen enthalten krebserregende Chemikalien. Studien haben gezeigt, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Gebrauch von rauchfreiem Tabak und Krebs sowie weiteren Mund- und Herzerkrankungen und Schlaganfällen gibt. Es gibt keine Tabak ist giftig und enthält Giftstoffe, die alle Formen von Krebs auslösen können. Der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge ist Tabak in jeder Form schädlich – einschließlich E-Zigaretten sowie Heat-not-burn- und rauchfreien Tabakprodukten.
Strategien zur Verringerung des Tabakschadens
Dieses Informationsblatt gibt eine Übersicht über die verfügbaren Erkenntnisse zur Sicherheit von Produkten, die vorgeben, den Schaden für die Benutzer im Vergleich zu herkömmlichen Zigaretten zu senken.
Der Ausdruck „Verringerung des Tabakschadens“ beschreibt einen übergreifenden Ansatz zur Verringerung des Schadens, der durch das Rauchen von Zigaretten entsteht. Unter politischen Entscheidungsträgern wird debattiert, ob diese Strategie verfolgt werden sollte, um Menschen zu unterstützen, die mit dem Rauchen aufhören möchten. Einigen Experten zufolge ist es am wichtigsten, die Menge an Giftstoffen im Körper zu reduzieren, auch wenn dies nicht vollständig gelingt. Andere sind überzeugt, dass wir keine Produkte empfehlen sollten, die einen Schaden verursachen, auch wenn dieser Schaden gesenkt wird.
Als Organisationen, die sich der Lungengesundheit verschrieben haben, geben die European Respiratory Society (ERS) und die European Lung Foundation (ELF) die folgenden Empfehlung ab: „Die menschliche Lunge ist geschaffen, um saubere Luft zu atmen, keine Giftstoffe und krebserregenden Stoffe. Der menschliche Körper sollte nicht von Suchtmitteln abhängig sein. Die ERS und die ELF können keine Produkte empfehlen, die die Lunge und die menschliche Gesundheit schädigen.“
Die ELF-Vorsitzende Isabel Saraiva gibt keine Empfehlung für den Gebrauch von E-Zigaretten ab und ist überzeugt, dass die Lunge ausschließlich für saubere Luft gemacht ist. Sie führt aus: „Als ehemalige Raucherin verstehe ich gut, dass das Konzept verlockend für Menschen sein kann, die meinen, dass es ihnen leichter fallen wird, mit dem Rauchen aufzuhören, wenn sie Zigaretten durch E-Zigaretten ersetzen. Wenn es zu der Zeit, als ich aufhören wollte, bereits E-Zigaretten gegeben hätte, wäre ich von meiner Nikotinsucht nicht losgekommen. Lungen sind für saubere Luft gemacht – und zwar ausschließlich. Ich bin davon überzeugt, dass E-Zigaretten gefährlich sind, besonders für Kinder. Meiner Ansicht nach ist es nur mit professioneller Hilfe von Experten aus dem Gesundheitsbereich möglich, dauerhaft mit dem Rauchen aufzuhören.“
Charlotta Pisinger ist Vorsitzende des ERS Tobacco Control Committee und Professorin für Tabak-Kontrolle des Bispebjerg und Frederiksberg Hospital sowie der Universität Kopenhagen, Dänemark. Professor Pisinger erläutert die Position der ERS und der ELF: „Die Strategien zur Verringerung des Tabakschadens beruhen auf der falschen Annahme, dass Raucher nicht aufhören können oder wollen. Doch in Wahrheit möchte die Mehrheit der Raucher aufhören und will nicht länger nikotinabhängig
Dieses Informationsblatt wurde im März 2020 erstellt.