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Chronischer Husten

Jeder Mensch erkrankt irgendwann in seinem Leben an Husten. Bei gesunden Personen hat Husten eine Schutzfunktion: durch ihn werden Substanzen aus den Atemwegen entfernt, die die Lunge reizen können – beispielsweise Rauch – oder auch Substanzen, die versehentlich in die Atemwege gelangt sind. Husten kann aber auch symptomatisch für bestimmte Krankheiten sein, wie die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) oder die Grippe.

Bei manchen Personen hält der Husten über Monate oder Jahre hinweg an. Experten sind der Ansicht, dass 1 von 10 Personen mit dieser Art von Husten lebt.

In diesem Infoblatt finden Sie Informationen zu den Symptomen von chronischem Husten, seinen Ursachen und Auslösern sowie zu Möglichkeiten, mit dieser Erkrankung umzugehen.

Chronischer Husten wird als Husten definiert, der länger als acht Wochen andauert und ohne die folgenden Symptome auftritt: Bluthusten, anhaltende Keuchatmung, signifikante Atemnot, Gewichtsverlust, Schwäche, Lethargie und Schmerzen.

Letztes Update 14/04/2023
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Wer ist von chronischem Husten betroffen?


Chronischer Husten tritt vorrangig in späteren Lebensphasen auf und betrifft insbesondere Personen um die 50. Bei Frauen ist das Risiko einer chronischen Hustenerkrankung doppelt so hoch wie bei Männern.

Welche sind die wichtigsten Ursachen und Auslöser von chronischem Husten?


Chronischer Husten kann als Teil einer anderen Erkrankung wie Asthma, Rhinitis (eine verstopfte, juckende oder laufende Nase), COPD oder einer interstitiellen Lungenerkrankung (ILE) auftreten. Obwohl eine solche Erkrankung möglicherweise erklären kann, weshalb Sie an chronischem Husten leiden, sind Gesundheitsexperten weltweit der Ansicht, dass Husten separat behandelt werden sollte, selbst wenn er gemeinsam mit einer anderen Erkrankung auftritt.

Zu den wichtigsten Ursachen gehören:

  • Reflux: Rückfluss von Mageninhalt durch die Speiseröhre (Ösophagus) in die Kehle
  • Nervenschädigung
  • Atemwegsentzündungen
  • Erkrankungen der oberen Atemwege wie Rhinosinusitis, bei denen die Nebenhöhlen entzündet sind

Eine Reihe von Faktoren kann einen Hustenanfall bei Personen mit chronischem Husten auslösen. Zu den wichtigsten Auslösern gehören:

  • Reizstoffe wie Tabakrauch, Parfüm und Luftverschmutzung
  • Umstellung der körperlichen Aktivität
  • Eine sehr warme oder kalte Umgebung bzw. der Wechsel von einer Umgebung
    in die andere – zum Beispiel, wenn Sie an einem kalten Tag nach draußen gehen.
  • Sprechen oder Singen
  • Hinlegen
  • Aufstehen
  • Essen

Welches sind die Symptome von chronischem Husten?


Das Hauptsymptom von chronischem Husten ist der Husten selbst. Seine Auswirkungen können höchst unterschiedlich sein und hängen in großem Maße davon ab, wie oft und wie lange gehustet wird.

Zu den weiteren Symptomen gehören:

  • Anhaltendes Kitzeln in Brust und Hals
  • Das Gefühl, dass Hals und Brust gereizt sind oder jucken
  • Heiserkeit oder andere Stimmprobleme
  • Das Gefühl, dass etwas im Hals „steckt“
  • Eigenartiger Geschmack im Mund
  • Ohnmacht (Hustensynkope)
  • Inkontinenz (Probleme mit Blasen- und Darmkontrolle)

Chronischer Husten kann Ihre Lebensqualität stark beeinträchtigen. Möglicherweise hält die Tatsache, dass Dinge wie Essen und Sprechen einen Hustenanfall auslösen können, Sie davon ab, soziale Kontakte wie gewohnt zu pflegen und löst so ein Gefühl der Einsamkeit aus.

Personen mit chronischem Husten sorgen sich häufig darüber, wie sich der Husten auf ihre Partner, Familien und Freunde auswirkt sowie darüber, dass der Husten bei alltäglichen Aktivitäten wie Kino- oder Restaurantbesuchen störend wirkt.

„Mir war es immer unangenehm, vor anderen Personen husten zu müssen. Ich war klinische Leiterin einer großen Organisation und musste eine große Anzahl von Sitzungen absolvieren. Wenn ich dabei sprechen musste, trank ich vorher literweise Wasser, um meine Kehle zu befeuchten und vermied es, tagsüber zu essen – abends hatte ich dann schrecklichen Hunger.“

Sue Nelson, UK, die seit 17 Jahren mit chronischem Husten lebt.

Wie wird chronischer Husten diagnostiziert?


Obwohl chronischer Husten sehr häufig auftritt, stoßen viele Personen mit chronischem Husten auf Schwierigkeiten bei der Diagnose, da Gesundheitsfachkräfte häufig nicht ausreichend über das Syndrom informiert sind.

Um chronischen Husten diagnostizieren zu können, wird Ihr Arzt Ihnen üblicherweise Fragen zu Ihrem Husten stellen, zum Beispiel, wann Sie morgens zum ersten Mal husten und ob Sie auch an anderen Symptomen leiden.

Häufig kommt bei der Diagnose von chronischem Husten das Hull Airway Reflux Questionnaire (HARQ) zum Einsatz. Dieser Fragebogen umfasst auch eine Bewertung der Häufigkeit, mit der Heiserkeit oder Stimmprobleme und Hustenreiz beim Essen oder Sprechen bei Ihnen auftreten. Ein Score von über 14 deutet auf die Diagnose eines nicht sauren Atemwegsreflux hin.

Wie wird chronischer Husten behandelt?


Für chronischen Husten steht eine Reihe von Therapien zur Verfügung. Jeder spricht auf eine Therapie anders an. Es ist also möglich, dass Sie mehrere Optionen durchprobieren müssen, um die beste Therapie für sich ausfindig zu machen.
Zu den wichtigsten Medikamentengruppen gehören:

  • Motilitätssteigernde Präparate: Mit solchen Medikamenten wird die Bewegung (Motilität) der Speiseröhre gesteigert und das Ventil zwischen Speiseröhre und Magen dichter abgeschlossen.
  • Hustenunterdrückende Präparate wie Antihistamine und niedrig dosiertes Morphium
    Ihre Gesundheitsfachkraft wird eventuell vorschlagen, dass Sie eines dieser Medikamente ausprobieren, je nachdem, an welcher Art von Husten Sie leiden.

Es muss weiterhin geforscht werden, um die Wirksamkeit der bestehenden Therapien zu verbessern sowie zusätzliche Behandlungsformen für chronischen Husten ausfindig zu machen.

Klinische Studien zu mehreren neuen Präparaten laufen derzeit, zum Beispiel Wirkstoffe, die konkret auf die Nerven wirken, die den Hustenreiz auslösen. Die ersten Ergebnisse dieser Studien sind vielversprechend. Allerdings sind weitere Forschungsaktivitäten notwendig, ehe diese Medikamente auf den Markt gebracht werden können. Die Ergebnisse dieser Studien sind ermutigend und eines dieser Arzneimittel, Gefapixant, wurde bei den Regulierungsbehörden zur Zulassung eingereicht.

Gibt es andere Methoden, um meine Symptome in den Griff zu bekommen?


Da eine Hustenerkrankung von Person zu Person unterschiedlich ist, gibt es auch ebenso viele individuelle Ansätze, um Hustensymptome in den Griff zu bekommen. Wenn Sie Übergewicht haben, kann bereits ein geringer Gewichtsverlust den Schweregrad Ihrer Hustensymptome positiv beeinflussen. Studien haben gezeigt, dass auch spezielle sprachtherapeutische Übungen bei der Bewältigung von Hustensymptomen nützlich sein können. Nachstehend finden Sie einige Methoden aufgelistet, mit denen Personen mit chronischem Husten ihre Symptome bewältigen.

„Um mein Asthma und meinen Husten unter Kontrolle zu halten, bewege ich mich so viel wie möglich. Ich gehe viel zu Fuß, fahre Rad und schwimme, was mir sehr hilft.“

Betty Frankemölle aus den Niederlanden, die unter chronischem Husten und Asthma leidet.

„Ich habe immer Wasser dabei, denn wenn ich sprechen muss, wird meine Stimme schwach und löst einen Hustenanfall aus. Außerdem vermeide ich sehr heiße Orte und ziehe mich warm an und decke meinen Mund ab, wenn ich bei kaltem Wetter nach draußen muss. Natürlich nehme ich auch meine Medikamente genau den Anweisungen meines Arztes entsprechend.“

Sue Nelson, UK, die seit 17 Jahren mit chronischem Husten lebt.

„Ich arbeite auch an bestimmten Atemtechniken, die mir helfen sollen, die Kontrolle zu behalten und ich bin der Ansicht, dass diese bis zu einem gewissen Grad tatsächlich helfen.“

Ing-Marie Osterlund, UK, die seit 10 Jahren mit chronischem Husten lebt.

Was tut die Medizin, um Personen mit chronischem Husten das Leben zu erleichtern?


Gesundheitsfachkräfte aus der ganzen Welt publizierten kürzlich eine neue Stellungnahme zu chronischem Husten, die erstmals klar zum Ausdruck bringt, dass chronischer Husten als separate Erkrankung behandelt werden sollte. Diese Stellungnahme wird an Gesundheitsfachkräfte in ganz Europa verteilt, um das Bewusstsein für chronischen Husten zu schärfen und die Diagnose und Behandlung von chronischem Husten zu verbessern.

Experten hoffen, dass diese neue Definition von chronischem Husten einer größeren Anzahl von Personen zu einer gezielten Behandlung ihres Hustens verhelfen wird. Außerdem werden künftige Aktivitäten zur Erforschung des Syndroms und seiner Ursachen erleichtert, was zu besserer Behandlung, Pflege und Unterstützung von Personen mit chronischem Husten führt.

Das Expert Statement zu chronischem Husten ist erhältlich unter: https://erj.ersjournals.com/content/55/1/1901136

Lesen Sie hier die Zusammenfassung des Statements: https://europeanlung.org/en/task-forces/chronic-cough/

Das vorliegende Material wurde mit der Hilfe von Professor Alyn Morice, Sue Nelson, Betty Frankemölle, Jill Adams und Ing-Marie Osterlund erstellt