Diagnose: Asthma im kindersalter – Informationen zum besseren Verständnis der klinischen Leitlinie
In diesem Dokument werden die Empfehlungen erläutert, die von der European Respiratory Society (ERS) in der klinischen Leitlinie zur Diagnose von Asthma bei Kindern und Jugendlichen zwischen 5 und 16 Jahren dargelegt wurden. Der Inhalt dieses Dokuments richtet sich an Eltern und andere Personen, die Kinder mit Asthma betreuen, wobei mit „Kindern“ hier immer auch Jugendliche gemeint sind. Generell bezieht sich der Inhalt auf alle Personen unter 17 Jahren, bei denen ein Asthma-Verdacht besteht, bei denen Asthma bereits diagnostiziert wurde oder deren AsthmaErkrankung bereits medikamentös behandelt wird oder wurde.
Content Table
Einleitung
Was sind Leitlinien für die klinische Praxis?
Klinische Leitlinien sind das Ergebnis eines wissenschaftlichen Prozesses, bei dem neueste Daten und Erkenntnisse im jeweiligen Bereich zusammengetragen und evaluiert werden. Zudem finden die Ansichten führender Experten und Expertinnen sowie die Prioritäten von Betroffenen und Betreuenden bzw. Pflegenden, die über Erfahrungen mit der jeweiligen Krankheit verfügen, Berücksichtigung in den Leitlinien. Klinische Leitlinien richten sich an medizinisches Fachpersonal und dienen als Best-Practice-Dokument in Bezug auf die Diagnose, das Management und die Behandlung der jeweiligen Krankheit.
Was ist in diesem Dokument enthalten?
In diesem Dokument werden die wichtigsten Inhalte der klinischen Leitlinie zusammengefasst dargestellt und so erläutert, dass sie für Menschen ohne medizinischen Hintergrund gut verständlich sind. Es wird erklärt, was Asthma ist und wie diese Erkrankung diagnostiziert wird. Ziel ist es, jungen Asthma-Betroffenen sowie ihren Eltern und anderen Betreuungspersonen Informationen zugänglich zu machen, die ihnen helfen, den Diagnoseprozess besser zu verstehen und so fundierte Behandlungsentscheidungen zu treffen.
Was bedeutet Asthma im Kindesalter?
Asthma ist eine Erkrankung, die mit Symptomen wie keuchendem Atem, Husten und Atemnot einhergeht. Diese Symptome werden durch Probleme in den Atemwegen verursacht, die das Atmen erschweren:
• Blockierte Atemwege – Die Atemwege sind aufgrund von Schwellungen oder starker Schleimbildung blockiert.
• Entzündete Atemwege – Die Atemwege sind gereizt, schwellen an und verengen sich.
• Überempfindliche Bronchien – Die Atemwege reagieren sehr sensibel auf Reizstoffe wie Rauch oder kalte Luft sowie körperliche Anstrengung/Betätigung. Sie verengen sich, wodurch das Atmen erschwert wird.
Asthma-Symptome können je nach Person unterschiedlich sein und oft treten nicht alle der für die Krankheit typischen Symptome auf. Dazu kommt, dass Symptome plötzlich auftreten, aber auch wieder verschwinden können. Von Asthma im Kindesalter spricht man, wenn Kinder und Jugendliche zwischen 5 und 16 Jahren unter Asthma leiden. Es ist schwierig, Asthma vor dem fünften Geburtstag zu diagnostizieren, da die zur Diagnose notwendigen Tests bei so kleinen Kindern schwer durchzuführen sind. Sind die Betroffenen sehr jung, werden in manchen Fällen asthmaähnliche Symptome wie eine keuchende Atmung behandelt und die Diagnosestellung wird auf später verschoben. Jugendliche über 16 Jahren gelten in diesem Kontext als Erwachsene. Bei ihnen wird zur Diagnosefindung also wie bei Erwachsenen vorgegangen.
Welche Verfahren sollten zur Diagnose angewendet werden?
Es gibt viele mögliche Verfahren, um Asthma zu diagnostizieren. Diese Leitlinie empfiehlt die wirksamsten Verfahren auf Grundlage einer Überprüfung der neuesten Daten und Erkenntnisse und des fachlichen Austauschs zwischen Experten und Expertinnen.
Symptome
Bei der ärztlichen Untersuchung sollte danach gefragt werden, welche Symptome das betroffene Kind hat und wodurch sie ausgelöst werden. Typische Symptome sind eine keuchende Atmung, Husten oder Atemnot, die über einen langen Zeitraum hinweg immer wieder auftreten können. Für den behandelnden Arzt / die behandelnde Ärztin kann ein Tagebuch mit Eintragungen zu den auftretenden asthmaähnlichen Symptomen bei der Einschätzung der vorliegenden Erkrankung hilfreich sein. Die Diagnose sollte jedoch nicht allein auf Grundlage der Symptome gestellt werden.
Zwecks Diagnose oder Ausschluss dieser Erkrankung müssen einige Tests durchgeführt werden.
Drei Haupttests
In der Leitlinie werden drei Tests empfohlen, um festzustellen, ob der Patient / die Patientin an Asthma leidet. Asthma sollte jedoch nicht auf Basis der Ergebnisse eines einzigen Tests diagnostiziert oder ausgeschlossen werden. Stattdessen sollte ein Asthma-Verdacht erst dann als bestätigt betrachtet werden, wenn die Ergebnisse von zwei Tests auf Asthma hindeuten.
Werden noch andere Tests durchgeführt?
In der Leitlinie werden die drei beschriebenen Tests als die besten Verfahren zur Diagnose von Asthma empfohlen. Es gibt jedoch noch einige andere Diagnoseverfahren in diesem Bereich. Im Folgenden werden die in der Leitlinie enthaltenen Schlussfolgerungen zu diesen Verfahren zusammenfassend dargestellt.
Versuchsbehandlung
Kinder mit Asthma-Symptomen werden oft mit einem vorbeugenden Asthma-Medikament behandelt, das über ein Inhalationsgerät inhaliert werden muss. Dieses Mittel bewirkt, dass die Schwellungen in den Atemwegen mit der Zeit zurückgehen. Nachdem das betroffene Kind kurze Zeit so behandelt wurde, wird geprüft, ob sich die Symptome verbessert haben.
In der Leitlinie wird nicht empfohlen, Betroffene versuchsweise zu behandeln, um Asthma zu diagnostizieren oder auszuschließen, da nicht ausreichend Belege dafür vorliegen, dass auf diese Weise eine korrekte Diagnose gestellt werden kann.
Dieses Verfahren ist in vielen Ländern jedoch weit verbreitet und kommt insbesondere bei sehr jungen Kindern zur Anwendung, bei denen sich die korrekte Durchführung der drei Haupttests schwierig gestaltet. Gemäß der Leitlinie kann dieses Verfahren daher hilfreich sein, wenn eine Diagnose oder ein Ausschluss der Erkrankung mittels der drei Haupttests nicht möglich war. In diesen Fällen sollten diese drei Tests vier bis acht Wochen nach der Versuchsbehandlung wiederholt werden, um zu prüfen, ob sich eine Besserung eingestellt hat. Die Diagnose sollte sich also nicht nur auf die Symptomlinderung stützen, sondern auch auf die Testergebnisse, die Veränderungen der Lungenfunktion anzeigen.
Maximale Atemstromstärke bei forcierter Ausatmung (PEFR) – Peak-Flow-Test
Beim Peak-Flow-Test wird gemessen, wie stark eine Person maximal ausatmen kann. Der Test wird zu Hause oder in der Arztpraxis mit einem kleinen, tragbaren Gerät durchgeführt. In manchen Fällen wird das betroffene Kind auch gebeten, die zu Hause gemessenen Werte über einen Zeitraum von mehreren Wochen in ein Tagebuch einzutragen.
Gemäß der Leitlinie ist dieser Test nicht so zuverlässig wie der Spirometrie-Test, der BDR-Test und der FeNO-Test. In Gesundheitssettings, in denen die drei Haupttests nur eingeschränkt verfügbar sind, kann ein Peak-Flow-Tagebuch allerdings ein sinnvoller Ersatz sein. Im Idealfall sollten die Messungen über einen Zeitraum von zwei Wochen mit einem elektronischen Peak-Flow-Meter vorgenommen werden.
Provokationstests
Zusammenfassung
Es gibt viele verschiedene Tests und Verfahren für die Diagnose von Asthma, die in verschiedenen Teilen der Welt in unterschiedlichem Maß eingesetzt werden. Die Leitlinie der European Respiratory Society empfiehlt, für die Diagnose oder den Ausschluss von Asthma die Ergebnisse von zwei der drei Haupttests (Spirometrie-Test, BDR-Test und FeNO-Test) heranzuziehen. Liefern diese Tests keine klaren Ergebnisse und halten die Symptome an, gibt es eine Reihe weiterer Optionen, um den Ursachen entsprechender Beschwerden bei Kindern auf die Spur zu kommen.
„Es ist so wichtig, eine zuverlässige Diagnose zu bekommen. Als Mutter oder Vater willst du Antworten, um etwas tun zu können, um helfen und dazu beitragen zu können, dass die Symptome deines Kindes besser werden. Unter Umständen sind einige Tests erforderlich, bis eine Asthma-Diagnose vorliegt. Mich beruhigt es aber, zu wissen, dass die Diagnosestellung nicht nur auf Basis unserer Familiengeschichte und der Symptome erfolgt ist, sondern auch Testergebnisse eingeflossen sind. Wenn der Verdacht durch Testergebnisse bestätigt wird, ist es leichter, darauf zu vertrauen, dass du den richtigen Umgang mit der Erkrankung deines Kindes findest.“ Kerri Jones, Mutter eines von Asthma betroffenen Kindes
Weiterführende Lektüre
Diese Leitlinie wurde von der European Respiratory Society und der European Lung Foundation erstellt. Weitere Informationen zu diesen Organisationen und Zugang zur vollständigen klinischen Leitlinie erhalten Sie unter den folgenden Links: