Körperliche Betätigung und Luftqualität: 10 wichtige Tipps
1 Achten Sie auf Ihre Position und Route
Wenn Sie in einer Stadt Sport treiben, nutzen Sie dafür wann immer möglich Parks, öffentliche Bereiche und Routen, die durch Niedrigemissionszonen führen. Immer mehr Studien deuten darauf hin, dass Grünflächen Gesundheit und Wohlbefinden positiv beeinflussen.
2 Halten Sie einen angemessenen Abstand zur Straße ein
Wenn Sie gerne draußen Rad fahren, Joggen oder Walken, vermeiden Sie nach Möglichkeit dicht befahrene Straßen. Studien haben gezeigt, dass die Luftschadstoffbelastung auf dicht befahrenen Straßen zwar höher ist, jedoch linear abnimmt, je weiter man sich von der Straße entfernt. So nimmt die Schadstoffbelastung bereits 1 – 2 Meter vom Verkehrsstrom entfernt deutlich ab. Vielleicht haben Sie auch die Möglichkeit, auf eine parallele Route auszuweichen, die ruhiger und sicherer ist.
3 Halten Sie sich nicht hinter Fahrzeugen auf
Beim Radfahren, Joggen oder Walken hinter Autos, Mopeds, Motorrädern, LKWs und anderen Fahrzeugen atmen Sie extrem große Mengen von Schadstoffen ein, die Ihre Lunge schädigen können. Versuchen Sie, sich um das Fahrzeug herum zu bewegen, sobald dies vom Sicherheitsstandpunkt her möglich ist. Halten Sie stets einen angemessenen Abstand zum Fahrzeug ein.
4 Vermeiden Sie dicht befahrene Straßen mit hohen Gebäuden
In Straßen mit hohen Gebäuden an beiden Seiten werden Schadstoffe „eingeschlossen“, was dazu führt, dass die Luftqualität in solchen Straßen besonders schlecht ist. Für körperliche Betätigung sind diese Straßen daher am besten zu meiden. Rund um Ampeln ist die Schadstoffbelastung ebenfalls besonders hoch, da Fahrzeuge beim wieder Anfahren besonders viele Emissionen abgeben.
5. Überprüfen Sie den Luftqualitätsindex für den jeweiligen Tag
Die tatsächliche Schadstoffbelastung hängt von der Art der Schadstoffe, dem Standort sowie den lokalen Wetterbedingungen ab. Zahlreiche öffentliche Behörden verfügen über Überwachungsstationen, die die Belastung durch unterschiedliche Schadstoffe laufend messen und anzeigen. In vielen Gegenden werden auch Prognosen für die Schadstoffbelastung veröffentlicht, auf Basis derer Sie entscheiden können, ob sich ein bestimmter Tag für körperliche Betätigung im Freien eignet. Finden Sie heraus, welcher Service für Ihren Wohnort verfügbar ist. Europaweite Berichte zur Schadstoffbelastung.
6 Achten Sie auf die Wettervorhersage
Die Luftschadstoffbelastung ist üblicherweise an heißen, sonnigen Tagen am höchsten. Nach regnerischem oder windigem Wetter ist die Luft meistens reiner. Falls Sie an einer Pollenallergie leiden, haben Sie möglicherweise an Tagen mit hoher Pollenbelastung vermehrt Probleme, da es zu Wechselwirkungen zwischen Pollen und Luftverschmutzung kommen kann. Genauere Informationen entnehmen Sie Ihrem lokalen Luftqualitätsindex.
7 Vermeiden Sie körperliche Betätigung im Freien während der Stoßzeiten
Vermeiden Sie körperliche Betätigung im Freien während der Stoßzeiten an dicht befahrenen Straßen bzw. während anderer Zeiten mit hohem Verkehrsaufkommen. Wählen Sie eine alternative, ruhigere Route oder einen anderen Zeitpunkt für Ihr Sportprogramm.
8. Entscheiden Sie sich für gesunde Mobilität
Autofahren trägt zum Luftverschmutzungsproblem bei. Ziehen Sie öffentliche Verkehrsmittel in Erwägung oder werden Sie aktiv und gehen Sie zu Fuß bzw. fahren Sie mit dem Fahrrad. Diese Optionen helfen Ihnen, Ihre täglichen Bewegungsziele zu erreichen und tragen gleichzeitig zu einer saubereren Umwelt bei.
9 Vermeiden Sie Belastung durch Innenluftverschmutzung und Zigarettenrauch
Wenn Sie in einem Fitnesscenter, zu Hause oder in einem anderen Innenraum Sport betreiben, kommen Sie möglicherweise mit Innenluftverschmutzung und/oder Zigarettenrauch in Berührung. Es lohnt sich, auf mögliche Schadstoffe in diesem Umfeld zu achten und herauszufinden, wie Sie sich davor schützen können. Staubsaugen sowie der Einsatz von Reinigungsmitteln und Lufterfrischern können die Luftqualität beeinträchtigen. Vermeiden Sie es daher, unmittelbar nach dem Putzen Sport zu treiben.
10 Werden Sie aktiv!
Haben Sie keine Scheu davor, aktiv zu werden und Sport zu treiben – Umweltmediziner sowie Lungenexperten sind sich darüber einig, dass das Einatmen von Schadstoffen während der körperlichen Betätigung im Freien weniger schwerwiegend ist als die negativen Folgen eines inaktiven Lebensstils.
Körperliche Betätigung schließt alle Muskelbewegungen des Körpers ein, bei denen Energie verbraucht wird. Dazu gehören auch alltägliche Aktivitäten wie Gartenarbeit, Putzen oder zu Fuß einkaufen gehen. Sport hingegen bezeichnet eine körperliche Aktivität, die geplant, strukturiert und repetitiv ist mit dem Ziel, Ihre körperliche Fitness zu verbessern oder zu erhalten. Sowohl sanfte als auch anstrengende körperliche Aktivität kann sich positiv auf die Gesundheit auswirken und Ihre Lebensqualität erhöhen. Ein aktiver Lebensstil ist auch für die Lungengesundheit wichtig – nicht nur für Personen, die mit chronischen Lungenerkrankungen leben, sondern auch für die gesamte Bevölkerung.
Wie viel und welche Art Sport soll ich betreiben?
Für jeden Menschen gibt es ein geeignetes Maß von Sport oder körperlicher Betätigung, unabhängig davon, ob er/sie an einer Lungenerkrankung leidet oder nicht. Dazu gehören Walken, Radfahren, Schwimmen, Mannschaftssport, Krafttraining oder alltägliche Aktivitäten wie Gartenarbeit oder Putzen, solange Sie dabei leicht außer Atem kommen. Wenn Sie nicht sicher sind, welche Art von körperlicher Betätigung für Sie in Frage kommt und in welchem Ausmaß, fragen Sie Ihren medizinischen Betreuer um Rat.
Warum sollte ich mir Gedanken über die Qualität der Luft machen, in der ich Sport betreibe?
Wenn Sie körperlich aktiv sind, atmen Sie öfter und nehmen mehr Luft in Ihre Lungen auf als im Ruhezustand. Bei schlechter Luftqualität atmen Sie möglicherweise eine größere Menge an Schadstoffen ein. Außerdem atmen Sie beim Sport eher durch den Mund als durch die Nase. Im Gegensatz zur Nase ist der Mund nicht in der Lage, bestimmte große Schadstoffpartikel herauszufiltern und so zu verhindern, dass diese in die Lunge gelangen. Durch den Mund zu atmen kann also dazu führen, dass eine größere Menge an Schadstoffen in die Bronchien gelangt. Während des Sports können kleinere Partikel, die eingeatmet werden, tiefer in die Lunge eindringen. Je mehr Schadstoffe Sie einatmen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit von negativen Auswirkungen auf Ihre Gesundheit.
Unter Luftverschmutzung versteht man eine Mischung aus Partikeln und Gasen. Viele dieser Schadstoffe können einzeln oder vermischt mit anderen Ihrer Gesundheit schaden. Es ist wichtig, mögliche negative Auswirkungen der Luft, in der Sie Sport betreiben, zu bedenken. Wenn Sie körperlich aktiv sind, atmen Sie vermehrt Luft ein und die Partikel können tiefer in die Lunge eindringen.
Wie kann sich Luftverschmutzung auf meine Lunge auswirken?
Luftverschmutzung betrifft alle Bevölkerungsgruppen. Besonders schädlich ist sie für Personen mit Lungenkrankheiten wie Asthma und chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD), ältere Menschen, Kinder und Babys. Wenn Sie an einer Lungenerkrankung leiden, kann Luftverschmutzung zu einem Krankheitsschub führen, z.B. zu Asthmaattacken, COPD-Exazerbationen, Atemschwierigkeiten, Atemnot, Husten und Reizung der Atemwege. Studien haben gezeigt, dass regelmäßige Belastung durch Luftverschmutzung langfristig mit dem Auftreten von bestimmten Lungenerkrankungen bei gesunden Personen in Zusammenhang gebracht werden kann. Luftverschmutzung wurde auch mit einer verkürzten Lebenserwartung in Zusammenhang gebracht.
Welche Arten von Luftverschmutzung sollte ich beachten, wenn ich Sport betreibe?
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen zwei Arten von Luftverschmutzung: Innenraumluftverschmutzung und Außenraumluftverschmutzung
Außenraumluftverschmutzung
Zur Außenluftverschmutzung gehören Schadstoffe wie Feinstaub und Gase wie Ozon, Stickstoff- und Schwefeldioxid. Außenluftverschmutzung hat zahlreiche Ursachen, darunter Straßenverkehr und Industrie. Wenn Sie Sport im Freien treiben, sollten Sie beachten, dass die Wahrscheinlichkeit von Schadstoffbelastung in diesen Gegenden höher ist:
- In großen, stark verbauten Städten
- An stark befahrenen Straßen und Autobahnen
- In Gegenden mit viel Industrie
Innenraumluftverschmutzung
Innenluftverschmutzung kann eine Reihe von Ursachen haben, darunter offene Feuerstellen und Heizkörper, Baumaterialien und Möbel, Reinigungsprodukte, Kühlungssysteme, Zigarettenrauch sowie verschmutzte Luft, die von draußen hereindringt. Wenn Sie zu Hause, im Fitnesscenter, Schwimmbad oder in einem anderen Innenraum Sport betreiben und die Luftqualität dort mangelhaft ist, kann sich dies negativ auf Ihre Lungengesundheit auswirken.
„Wenn ich zu Fuß in Brüssel unterwegs bin, ziehe ich oft einen Schal über mein Gesicht, da mir die vielen Dieselschadstoffe zu schaffen machen. Ich mache mir Sorgen darüber, dass ich mich dieser Luftverschmutzung aussetze und so meiner Lunge schade, aber ich kann es nicht ändern. Vom physischen Standpunkt aus machen sich die Auswirkungen nicht sofort bemerkbar – ich stelle erst am Ende des Tages fest, dass sich meine Lungen schwer anfühlen und gereizt sind. Außerdem huste ich viel Schleim ab. Mein Motto ist – was man hat, soll man auch nutzen. Es ist wichtig, sich zu bewegen und alle Muskeln zu betätigen. Ich trainiere auf einem Heimtrainer, da ich auf der Straße aufgrund der vielen Autoabgase nicht Rad fahren kann. Außerdem gehe ich schwimmen, aber nur in Freibecken. Hallenbäder kann ich nicht benutzen, da die Luftbelastung durch Chemikalien dort zu hoch ist.“
Caroline Gillissen, Belgien, die an Alpha-1-Antitrypsin-Mangel leidet.
Lire davantage d’informations sur le port d’un masque facial en cas de maladie pulmonaire (en anglais).
Weitere Informationen
- Das ELF-Infoblatt „Your lungs and exercise“ enthält zusätzliche Informationen darüber, wie sich körperliche Betätigung auf die Lungen und die Atmung auswirkt sowie über die positiven Auswirkungen körperlicher Betätigung für Menschen mit und ohne Lungenerkrankung.
- Die ELF-Infoblätter „Outdoor air pollution and the lungs“ sowie „Indoor air pollution and the lungs“ erläutern die zwei Arten von Luftverschmutzung, ihre Ursachen sowie Möglichkeiten, die Lunge vor ihnen zu schützen.
- Erfahren Sie mehr über die „Healthy Lungs for Life“- Kampagne, einschließlich Informationen über die Bedeutung sauberer Luft und körperlicher Betätigung: www.healthylungsforlife.org
Dieses Material wurde unter Mitwirkung von Professor Benoit Nemery, Dr. Frits Franssen, Professor Dr. Patrick De Boever und Caroline Gillissen erstellt. Die Lung Foundation Netherlands (Longfonds) kämpft für verbesserte Lungengesundheit und gegen unheilbare Lungenerkrankungen. In den Niederlanden leidet über eine Million Menschen an einer Lungenerkrankung, einschließlich Asthma und COPD. Bei Lungengesundheit geht es um Leben und Tod – deshalb tritt Longfonds für diese Menschen ein