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Psychisches Wohlergehen und Lungengesundheit

Wenn Sie mit einer Lungenerkrankung leben, ist es wahrscheinlicher, dass Sie neben physischen Symptomen auch Probleme mit der psychischen Gesundheit haben. Dieses Informationsblatt erklärt, wie Sie sich um Ihre psychische Gesundheit kümmern können und welche psychischen Gesundheitsprobleme bei Ihnen auftreten können. Zudem enthält es Informationen darüber, wo Sie Unterstützung finden, falls es Ihnen nicht gutgehen sollte.

Letztes Update 14/04/2023
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Was ist psychische Gesundheit?


Der Begriff psychische Gesundheit bezeichnet, wie Sie sich fühlen und wie Sie Ihren Alltag bewältigen. Dazu zählt auch, wie es Ihnen damit geht, mit einer Lungenkrankheit zu leben. Falls Ihre psychische Gesundheit gut ist, werden Sie wahrscheinlich besser für sich sorgen und auch mit ihrer Behandlung besser zurechtkommen. Sie dürften dem Leben gegenüber positiv eingestellt sein und möchten sich vermutlich an Dingen und Aktivitäten beteiligen, die um Sie herum geschehen. Ist Ihre psychische Gesundheit weniger gut, sind Sie möglicherweise weniger an Dingen interessiert, die Ihnen vormals Freude gemacht haben. Vielleicht sind Sie besorgt und angespannt und es fällt Ihnen schwerer, mit Ihrem Alltag und den Belastungen durch die Krankheit zurechtzukommen

Leben mit einer Lungenerkrankung


Es wahrscheinlicher, dass es Ihnen psychisch nicht so gut geht oder Sie eine psychische Krankheit entwickeln, wenn Sie mit einer Lungenerkrankung leben. Das könnte folgende Ursachen haben:

  • ein und dieselben Tätigkeiten fallen Ihnen nach Beginn der Erkrankung schwerer
  • Sie haben Angst vor Atemnot
  • es frustriert Sie, wenn Sie nun eine regelmäßige medizinische Behandlung und mehr Unterstützung von anderen benötigen oder
  • Sie sorgen sich um Ihre Zukunft mit Ihrer Lungenerkrankung.

Dies wiederum kann sich darauf auswirken, wie Sie Ihre Rolle bei der Arbeit sehen, sowie auf Ihren Umgang mit Familie und Freunden und Ihr Selbstwertgefühl.

Psychische Gesundheitsprobleme können sich auch darauf auswirken, wie Sie mit Ihrer Lungenerkrankung zurechtkommen. Das könnte die folgenden Formen annehmen:

  • Sie befürchten, außer Atem zu geraten und vermeiden daher körperliche Aktivitäten
  • Sie sind deprimiert und fühlen sich nicht in der Lage, Ihre Medikamente einzunehmen, oder
  • Sie gehen gesellschaftlichen Anlässen aus dem Weg und fühlen sich isoliert. Dadurch entsteht ein Teufelskreis.

Wenn Sie Ihre Symptome nicht gut im Griff haben, kann dies dazu führen, dass Sie sich noch schlechter fühlen.

Wie kann ich mich um mein psychisches Wohlergehen kümmern?


Sich um sein psychisches Wohlbefinden zu kümmern, ist ein persönlicher Prozess. Deshalb sollten Sie herausfinden, was für Sie funktioniert. Es gibt ganz unterschiedliche Ansätze dafür:

Aktiv bleiben

Trotz einer Lungenerkrankung ein aktives Leben zu führen, kann Ihnen helfen, Ihre Symptome im Griff zu haben und sich weiter gut zu fühlen. Je aktiver Sie sind, desto einfacher werden Ihnen tägliche Aktivitäten fallen (ungeachtet Ihrer Atembeschwerden). Es ist wichtig, Aktivitäten zu finden, die zu Ihrem Grad der Kurzatmigkeit passen. Sie könnten Aktivitäten in Ihre tägliche Routine einbauen, wie zum Beispiel Gartenarbeit oder Treppensteigen. Oder Sie steigen eine Haltestelle früher aus dem Bus aus und gehen den Rest des Wegs zu Fuß. Sie können auch etwas ausprobieren, das stärker strukturiert ist, wie Fitnesskurse, Joggen oder Kraftübungen. Vergessen Sie nicht, dass eine gewisse Kurzatmigkeit während solcher Aktivitäten normal ist und kein Aufflammen Ihrer Krankheit bedeutet. Sie könnten auch an einem Kurs zur Rehabilitation bei Lungenerkrankungen teilnehmen. Dabei handelt es sich um ein sehr wirksames, strukturiertes Programm aus Übungen und Informationsveranstaltungen für Menschen mit Lungenerkrankungen, das Ihnen hilft, aktiv zu bleiben.

Achtsamkeit

Achtsam zu sein, heißt, sich auf den gegenwärtigen Moment zu konzentrieren. Es lehrt uns, dass Gefühle und Emotionen ganz normale Reaktionen sind, auf die man jedoch unterschiedlich reagieren kann. Dabei sieht man, dass einige dieser Gefühle und Gedanken positiv sind, andere negativ. Keine dieser Reaktionen ändert jedoch die Realität. Der Nutzen von Achtsamkeit für Menschen mit Lungenerkrankungen ist erwiesen. Sie lindert insbesondere den Stress, der mit Kurzatmigkeit einhergehen kann. Für Menschen mit Lungenerkrankungen ist es normal, bei Aktivitäten eine gewisse Kurzatmigkeit zu spüren. Wenn Sie dies akzeptieren, werden Sie sich mit Blick auf Ihre Krankheit sowie auf das Leben allgemein besser fühlen.

Selbsthilfe

Sie können etwas unternehmen, um sich selbst zu helfen. Lernen Sie zum Beispiel, was Ihre Stimmung beeinflusst: Wodurch wird sie besser und was sorgt dafür, dass Sie sich schlechter fühlen? Dies kann Ihnen helfen, sich weniger überfordert zu fühlen. Vielleicht möchten Sie auch Dinge in Ihr Leben einbauen, die Ihnen Spaß machen, wie zum Beispiel etwas Neues zu lernen, Freunde anzurufen oder sich mehr Zeit zu nehmen, um zu entspannen. Dieser Ansatz kann besonders hilfreich sein, wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie Dinge nicht mehr schaffen, die Ihnen früher möglich waren. Vielleicht finden Sie stattdessen etwas, das Ihnen gefällt und das Sie jetzt tun können. Es ist wichtig, dass Sie regelmäßig darauf schauen, wie es Ihnen geht. Achten Sie darauf, wie Sie sich fühlen und ob Sie sich zuletzt besser oder schlechter gefühlt haben. Falls Sie das Gefühl bekommen, dass Sie nicht gut klarkommen, besprechen Sie dies mit einer medizinischen Fachkraft. Und zwar bevor sich Ihre psychischen oder physischen Symptome verschlechtern.

„Es ist in Ordnung, sich nicht gut zu fühlen. Es ist normal, sich niedergeschlagen zu fühlen, oder als ob Sie einfach nichts mehr tun können. Es ist wichtig, nicht zu vergessen, dass dies kein Problem ist. Sie können Unterstützung finden, die Ihnen hilft, dies in den Griff zu bekommen, so wie Sie es auch bei schweren physischen Symptomen tun würden. Etwas anderes, dass mir sehr geholfen hat, ist mich daran zu erinnern, dass ich aufgrund meiner Erkrankung nicht weniger wert bin. Ich bin kein schlechterer Mensch und ich habe nichts anderes verdient als andere, nur weil ich diese Krankheit habe. Mich daran zu erinnern, hat mir in Momenten, in denen es mir nicht gut ging, wirklich sehr geholfen.“ David

Welche psychischen Erkrankungen können bei mir auftreten?


Rund jeder Vierte von uns leidet zu irgendeinem Zeitpunkt in seinem Leben an einer psychischen Erkrankung. Hier werfen wir einen Blick auf drei Erkrankungen, die bei Menschen mit Lungenerkrankungen häufiger auftreten können.

Angst

Viele Erfahrungen im Zusammenhang mit Ihrer Lungenerkrankung könnten zu Ängsten führen, unter anderem, wenn Sie:

  • mit einer Infektion im Brustbereich oder aufflammenden Symptomen ins Krankenhaus eingeliefert werden
  • häufig oder chronisch kurzatmig sind
  • den Arbeitsplatz verlieren oder Unternehmungen mit Freunden oder Familie vermissen oder
  • das Gefühl zu haben, dass Ihre Symptome außer Kontrolle sind.

Wenn diese Sorgen länger anhalten oder übergroß werden, sind das Symptome von Angst. Hierfür können Sie Hilfe erhalten.

Dinge, auf die Sie achten sollten

  • Rasende Gedanken
  • Konzentrationsschwächen
  • Panik, große Angst oder ein Gefühl von Verhängnis
  • Schlafprobleme
  • Das Gefühl, entfliehen zu wollen
  • Schweres und schnelles Atmen, verknüpft mit Ihrer Stimmung
  • Schwitzen oder Hitzewallungen
  • Übelkeit
  • Herzklopfen und Zittern

Depression

Das Leben mit einer Lungenerkrankung kann sich wie harte Arbeit anfühlen. Unter Umständen Sind Sie mitunter wütend oder mutlos, besonders wenn Ihre Erkrankung Sie daran hindert, Ihren üblichen Aktivitäten nachzugehen. Wenn dieses Gefühl über Wochen anhält und Ihr tägliches Leben beeinträchtigt, gepaart mit einem starken Gefühl der Freudlosigkeit oder der Niedergeschlagenheit, können dies Anzeichen für eine Depression sein. Eine Depression ist nicht das Gleiche, wie sich einige Tage lang schlecht zu fühlen. Es ist eine schwere psychische Erkrankung, für die Sie sich Hilfe holen können.

Dinge, auf die Sie achten sollten

  • Gefühl der Hilflosig- oder Hoffnungslosigkeit
  • Freudlosigkeit
  • Abnehmendes Interesse an täglichen Aktivitäten
  • Veränderter Schlaf (mehr oder weniger)
  • Veränderter Appetit (mehr oder weniger)
  • Fehlende Energie und Konzentrationsmangel
  • Wut, Reizbarkeit gegenüber anderen und sich selber
  • Geringes Selbstwertgefühl und Schuldgefühle
  • Todes- oder Suizidgedanken

Posttraumatische Belastungsstörung

Als jemand, der mit einer Lungenerkrankung lebt, haben Sie unter Umständen traumatische Erlebnisse gehabt, die sich dauerhaft auf Ihre psychische Gesundheit auswirken. Hierzu zählen der Aufenthalt auf einer Intensivstation oder die Notwendigkeit künstlicher Beatmung. Dies können traumatische Erfahrungen sein. Manchen Menschen fällt der Umgang damit schwer. Das kann zu einer Erkrankung führen, die als posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) bezeichnet wird. PTBS kann Ihren Lebensalltag massiv beeinträchtigen, wenn der Stress, den Sie zum Zeitpunkt dieses Erlebnisses gefühlt haben, Sie weiterhin belastet. Es ist eine schwere psychische Erkrankung, für die Sie Hilfe bekommen können. Wenn Sie Anzeichen oder Symptome einer psychischen Erkrankung bemerken, sollten Sie Ihren Arzt umgehend um Hilfe bitten.

Sie achten sollten

  • Erinnerungen an das Trauma, das Sie erlebt haben, sodass Sie es nochmals durchleben
  • Albträume
  • Extremer Stress bei Erinnerungen an das Trauma
  • Schwitzen, Übelkeit oder Zittern, wenn Sie sich an das Erlebnis erinnern

Behandlungsmethoden für psychische Erkrankungen


Jeder Mensch ist anders und hat andere Bedürfnisse. Ihr Arzt wird dies mit Ihnen besprechen. Im Folgenden beschreiben wir einige Methoden zur Behandlung von psychischen Erkrankungen bei Menschen mit Lungenkrankheiten.

  • Multidisziplinäre Lungenrehabilitation. Diese Methode hat sich als sehr wirksam erwiesen, um das psychische und physische Wohlbefinden von Menschen mit Lungenerkrankungen zu verbessern.
  • Gesprächstherapien mit einem Berater oder Psychotherapeuten. Hierzu zählen die kognitive Verhaltenstherapie (KVT), die Expositionstherapie (die hilft, bestimmte Ängste sowie Depression und PTBS zu überwinden) und die Traumatherapie.
  • Medikamente wie Antidepressiva oder Anxiolytika. Falls Ihr Arzt Ihnen eine dieser Behandlungsmethoden vorschlägt, wird er mit Ihnen zusammenarbeiten, um die richtige Dosierung zu finden und Nebenwirkungen möglichst gering zu halten.

Eventuell wird Ihnen auch eine Kombination dieser Behandlungsmethoden vorgeschlagen. Ihr Arzt wird gemeinsam mit Ihnen nach der besten Lösung für Sie suchen

Wo kann ich Unterstützung finden?


Probleme mit der psychischen Gesundheit sind sehr häufig und kein Grund, sich zu schämen. Es ist gut, offen darüber sprechen zu können. Wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie nicht klarkommen, besprechen Sie dies mit Ihrem Arzt. Dieser kann mit Ihnen Optionen besprechen, wie Sie Hilfe finden. Darüber hinaus könnten Sie Folgendes ausprobieren.

  • Finden Sie eine Selbsthilfegruppe für Menschen mit Ihrer Erkrankung, gleich ob vor Ort oder als Online-Community. Für viele Menschen ist es hilfreich, mit anderen zu sprechen, die ähnliche Erfahrungen haben.
  • Sprechen Sie mit Ihrer Familie und mit Freunden. Auch wenn diese nicht die gleichen Erfahrungen machen wie Sie, können Sie ihnen helfen zu verstehen, wie es Ihnen damit geht. Sie könnten mit ihnen besprechen, wie sie Ihnen helfen können. Erklären Sie ihnen auch, wann Sie Zeit für sich brauchen. Sie können Ihnen auch dabei helfen, Stimmungsänderungen zu bemerken und ob Sie mehr Unterstützung benötigen.

„Etwas, das ich durch die Zusammenarbeit mit Menschen aus anderen Patientenorganisationen gelernt habe, ist dieser nützliche Satz: Es ist okay, nicht okay zu sein. Sie sollten sich gestatten, manchmal in Ihrem Leben nicht okay zu sein. Es ist so schwer, immer stark, freudvoll und glücklich und gut drauf zu sein. Erlauben Sie sich, auch mal schlechte Laune zu haben. Ich habe manchmal schlechte Tage – dann will ich niemanden sehen und diese Tage sind ganz allein für mich. Ich mache es mir mit einer Decke gemütlich und bleibe zuhause. Ich weine, schreie, oder ich schlafe, wenn ich muss. Ich erlaube mir, nichts zu tun. Dann wache ich am nächsten Tag erfrischt auf. Ein neuer Tag beginnt und ich fühle mich fast wie neugeboren: Ich kann wieder positiv sein und fühle mich wie neu.“ Elena

  • Wenden Sie sich an Patientenorganisationen, die Menschen mit Ihrer Erkrankung unterstützen. Eine aktive Beteiligung an solchen Organisationen kann Sie mit Menschen zusammenführen, die ähnliche Ziele haben wie Sie. Damit arbeiten Sie nicht nur auf gemeinsame Ziele hin, sondern sind auch geistig eingebunden.

Für Familien/Freunde/Betreuungspersonal


Jemanden zu pflegen, kann belastend sein und Ihr psychisches Wohlergehen beeinträchtigen. Das ist ganz normal. Es ist wichtig, dass Sie sich auch um Ihr eigenes psychisches Wohl kümmern. Falls Sie bei sich Anzeichen oder Symptome einer psychischen Erkrankung bemerken, sollten Sie umgehend Hilfe suchen. Ihre Gesundheit ist wichtig. Sie sind für andere eine bessere Hilfe und Unterstützung, wenn Sie sich auch um Ihre eigene Gesundheit kümmern. Wenn Sie eine Person mit einer Lungenerkrankung pflegen und deren psychisches Wohlergehen unterstützen möchten, ist es nicht immer leicht, zu wissen, wie man dies am besten macht. Jeder Mensch erfährt psychisches Wohlergehen und eine psychische Erkrankung auf seine eigene, persönliche Weise. Offen darüber zu reden, was negative Stimmungen auslösen kann, was eine Person hilfreich findet und welche Unterstützung sie von Ihnen gerne hätte, ist ein guter Ausgangspunkt. Falls Sie beobachten, dass sich die Stimmung einer Person ändert, und sich deswegen Sorgen machen, fragen Sie die Person, wie sie sich fühlt: Ob sie das Gefühl hat, mit der Situation klarzukommen und welche Unterstützung sie benötigen könnte. Vielleicht können Sie nicht unmittelbar helfen. Aber Sie könnten der Person die richtige Richtung weisen, um professionelle Hilfe zu finden. Und Sie können sie wissen lassen, dass Sie für sie da sind. Oft ist Zuhören wichtiger als gute Ratschläge. Sie könnten auch anbieten, sie zu Terminen zu begleiten, falls Sie sich die Person nicht ganz wohl dabei fühlt, ihren Zustand mit Gesundheitsfachpersonal zu besprechen.

Weitere Ressourcen


Patientenorganisationen

Ressourcen für die psychische Gesundheit

ELF Informationsblätter

Erstellt im Juni 2020.